Nicht nur Tiger und Co. sind heute vom Aussterben bedroht; auch viele Nutztierrassen sind kurz davor zu verschwinden. Die heutige Landwirtschaft mit ihrer Massenproduktion benötigt Tiere, die möglichst schnell wachsen und an Masse zulegen oder möglichst viel Milch oder Eier produzieren. Viele alte Rassen, die teilweise seit Jahrhunderten fast unverändert existieren, können da nicht mithalten und sind deshalb mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Ihr Schicksal wäre besiegelt gewesen, hätten nicht einige Liebhaber die Zucht trotz scheinbar fehlender „Wirtschaftlichkeit“ aufrecht erhalten. Seit einiger Zeit engagieren sich auch viele Zoos in diesem Bereich, es gibt sogar einzelne Einrichtungen, die sich auf den Erhalt und die Präsentation solch seltener Nutztierrassen spezialisiert haben.
Unbekannt selbst in ihrer Heimat
Schon mal von der Diepholzer Gans gehört? Oder vom Bentheimer Landschaf? Wahrscheinlich nicht. Tatsächlich stammen beide Rassen aus Deutschland, sind aber sehr selten anzutreffen. Einige Rassen, die ich in Zoos und Tierparks bisher sehen konnte, werde ich hier kurz vorstellen.
Pommernente

Diese sehr selten gewordene Ente ist die älteste Entenrasse Deutschlands und stammt, wie der Name schon sagt, aus Vorpommern. Typisch ist das dunkle, metallisch glänzende Gefieder und der weiße Fleck auf der Brust. Das Gewicht liegt bei 2,5-3 kg. Diese Rasse zeigt sowohl eine gute Legeleistung (dh. sie legt viele Eier) als auch eine gute Fleischqualität. Die Tiere sind recht wetterhart, brauchen allerdings viel Platz und sind deshalb für die heute praktizierte Massentierhaltung uninteressant.
Unter anderem zu sehen in:
- Kölner Zoo
- Weltvogelpark Walsrode
- Opel-Zoo Kronberg
Bentheimer Landschaf

Das Bentheimer Landschaf ist eine ausgesprochen hübsche Schafrasse aus der früheren Grafschaft Bentheim in Niedersachsen. Typisch ist das weiße Fell mit den schwarzen Flecken im Gesicht, vor allem um die Augen herum. Dieses Schaf gehört zu den Heideschafen, die als „Landschaftspfleger“ die Heidelandschaft durch Beweidung vor der natürlichen Sukzession und damit dem Verschwinden bewahren. Diese Eigenschaft dürfte sie nicht zuletzt vor dem Aussterben gerettet haben; denn das Bentheimer Landschaf konnte mit Auftreten der intensiven Landwirtschaft nicht mit anderen Rassen in Sachen Fleisch- und Wollertrag mithalten.
Unter anderem zu sehen in:
- Wildpark Reuschenberg (Leverkusen)
- Arche Warder
- Tierpark Nordhorn
Deutsches Weideschwein

Das heutige Deutsche Weideschwein ist streng genommen keine besonders alte oder bedrohte Schweinerasse, sondern eine Rückzüchtung. Das „echte“ Deutsche Weideschwein starb in den 1970er-Jahren aus. Diese Schweinerasse war angepasst an die Waldmästung, wie sie bis ins 19. Jahrhundert betrieben wurde. Die Schweine wurden ganzjährig draußen gehalten und von Schweinehirten durch die Wälder getrieben, wo sie ihre Nahrung fanden; diese bestand unter anderem aus Eicheln, Insekten und Wurzeln. Die Schweine mussten sich ihr Futter selbst suchen, waren deshalb agiler und hochbeiniger, sowie durch ein dichtes Borstenkleid vor Wind und Wetter geschützt. Als diese Form der Nutztierhaltung verschwand, wurde auch diese Rasse immer seltener. Das LVR-Freilichtmuseum Kommern und die Universität Gießen machten es sich zur Aufgabe, eine Rückzüchtung dieser Rasse zu erschaffen. Dafür wurden verschiedene Schweinerassen sowie Wildschweine gekreuzt. Das Deutsche Weideschwein hat auffällige Ähnlichkeit vor allem mit Letzterem: die lange, gerade Schnauze und die spitzen Ohren lassen dies erahnen.
Unter anderem zu sehen in:
- Zoo Duisburg
- LVR-Freilichtmuseum Kommern
Diepholzer Gans

Die Diepholzer Gans wurde Ende des 19. Jahrhunderts in der Grafschaft Diepholz gezüchtet und ist heute eine der wenigen verbleibenden Landgänse. Ihr Bestand ist nach wie vor recht klein und die Rasse dementsprechend vom Aussterben bedroht. Diepholzer Gänse wurden zur extensiven Freilandhaltung gezüchtet und sind dementsprechend robust. Die Tiere wurden größtenteils sich selbst überlassen; hin und wieder kam es auch zur Verpaarung mit wilden Graugänsen, was sich im Körperbau wiederspiegelt. Als die Nachfrage an Gänsefleisch zurückging und sich später die industrielle Gänsezucht eher auf Hybriden schwerer Gänserassen spezialisierte, wurde diese alte Rasse immer seltener. Durch Liebhaberzucht wurde die Diepholzer Gans dennoch erhalten. Mittlerweile ist auch die industrielle Gänsezucht aufgrund der sehr guten Legeleistung auf sie aufmerksam geworden. Die Diepholzer Gans ist reinweiß mit hellblauen Augen, Schnabel und Füße sind kräftig orange gefärbt.
Unter anderem zu sehen in:
- Kölner Zoo
- Arche Warder
- Weltvogelpark Walsrode
Deutscher Sperber

Der Deutsche Sperber ist eine um 1900 entstandene, deutsche Hühnerrasse. Ihren Namen verdankt sie der auffälligen Gefiederfärbung, die der eines Sperbers ähnelt. Heute ist diese Rasse mit wenigen hundert Tieren sehr selten geworden, obwohl sie sowohl eine gute Fleisch- sowie Legeleistung zeigt. Derzeit werden diese Hühner nur von einigen Liebhabern sowie einer Handvoll zoologischer Gärten gezüchtet. Auch existiert ein Zuchtverein für den Deutschen Sperber. Diese Hühner sind lebhaft, zutraulich und mit ihrer schwarz-weißen Färbung ausgesprochen hübsch. Seit 1960 existiert eine Zwergform des Deutschen Sperbers, welche aus der Kreuzung mit Deutschen Zwerghühnern entstand.
Unter anderem zu sehen in:
- Zoo Duisburg
- Tiergehege Emsdetten
- Arche Warder
Ich wünsche allen Lesern ein schönes Osterfest!
Ein Kommentar zu „Seltene Nutztierrassen“