Ein Büffel so groß wie ein Shetlandpony? Ja, den gibt es tatsächlich. Anoas gehören zur Gattung der Asiatischen Büffel (Bubalus) und kommen ausschließlich auf der indonesischen Insel Sulawesi, und, im Falle des Berg-Anoas, auf der kleinen Nachbarinsel Buton vor. Es existieren zwei Arten von Anoas, die beide durch Bejagung und die Zerstörung ihres Lebensraumes von der IUCN als „gefährdet“ eingestuft werden. In unseren Tiergärten sind diese Tiere ebenfalls ausgesprochen selten anzutreffen. Beide Arten sind von relativ gedrungener Statur mit dunklem Fell. Die kurzen, gerade nach hinten gerichteten Hörner werden von beiden Geschlechtern getragen.
Flachland-Anoa
Der Flachland-Anoa (Bubalus depressicornis) ist mit einer Schulterhöhe von 85-90cm und einem Gewicht von 150kg (Weibchen) bzw. 300kg (Männchen) die größere der beiden Arten. Der Lebensraum der Tiere umfasst die tiefer gelegenen, sumpfigen Wälder Sulawesis, wo sie sich von der reichen Vegetation ernähren. Sie leben einzelgängerisch, wobei ihre Hauptaktivitätsphase in den frühen Morgenstunden liegt, um so der Hitze des Tages zu entgehen. Weibchen mit Jungtieren und Bullen während der Brunftzeit sind ausgesprochen aggressiv, auch gegen Artgenossen. In zoologischen Gärten kam es in der

Vergangenheit aufgrund dessen schon zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den Tieren, als man versuchte, die Einzelgänger mit einander zu vergesellschaften (Quelle: Ultimate Ungulate). Mittlerweile scheint dies in einigen Fällen jedoch gelungen zu sein. Flachland-Anoas haben eine Tragzeit von neun bis zehn Monaten, wobei stets nur ein Jungtier zur Welt gebracht wird. Das dichte, hellbraune Fell der Kälber unterscheidet sich deutlich von dem adulter Tiere, dieses ist von dunkelbrauner bis schwärzlicher Farbe und recht spärlich. Ein heller Kehlstreifen sowie Abzeichen an Beinen und Kopf unterscheiden den Flachland-Anoa von seinem Vetter. Die Lebenserwartung beträgt etwa 20 Jahre.
In Deutschland werden Flachland-Anoas in Berlin (Zoologischer Garten Berlin), Chemnitz (Tierpark Chemnitz) und Leipzig (Zoo Leipzig) gehalten. Der Weltbestand in zoologischen Gärten umfasst etwa 195 Tiere (Stand 2013, Quelle: VdZ).
Berg-Anoa
Der Berg-Anoa (Bubalus quarlesi) ist mit einer Schulterhöhe von etwa 70cm noch ein wenig kleiner als der Flachland-Anoa und somit das kleinste Wildrind der Welt. Er bevorzugt die Bergwälder in Höhen von bis zu 2300 Metern, kommt gelegentlich jedoch auch im Tiefland vor. Sein Verhalten ähnelt stark dem des Flachland-Anoas, denn auch diese Tiere sind hauptsächlich in den Morgenstunden aktiv und leben einzelgängerisch,

seltener paarweise. Das Fell ist schwarz bis bräunlich und deutlich dichter und wolliger als das Haarkleid des Flachland-Anoas. Die weißen Abzeichen an Kopf und Beinen fehlen meist gänzlich. Auch die Jungtiere des Berg-Anoa sind heller gefärbt und kommen nach einer Tragzeit von schätzungsweise neun bis zehn Monaten zur Welt. Nach etwa zwei bis drei Jahren erreichen sie die Geschlechtsreife, die Lebenserwartung beträgt schätzungsweise 20 Jahre.
Der Berg-Anoa wird europaweit nur noch im Krefelder Zoo gepflegt, wo derzeit noch ein einzelnes Männchen lebt. Wer diese ausgesprochen interessante Art noch sehen möchte, dem ist ein baldiger Besuch im Krefelder Zoo zu empfehlen.
Ob es sich tatsächlich um zwei unterschiedliche Arten handelt, ist noch nicht mit völliger Sicherheit zu sagen. Die Verbreitungsgebiete überlappen sich und es wurden mehrfach Mischformen der beiden Arten nachgewiesen. Dennoch müssen hier noch weitere Daten gesammelt werden, um sichere Erkenntnisse zu gewährleisten.
Beide Arten werden außerhalb Europas vor allem in Indonesien gehalten, jedoch ist mit einer Einfuhr der Tiere von dort aufgrund strenger Seuchenschutzgesetze nicht zu rechnen. Im Falle des Berg-Anoa in Krefeld ist es also wirklich die letzte Chance, diese Art in einem europäischen Zoo zu sehen. Bei den Flachland-Anoas sieht es etwas besser aus, doch gibt es auch von ihnen nicht allzu viele Exemplare in Zoos. Das ist ausgesprochen schade, wenn man bedenkt, dass durch gezielte Zuchtmaßnahmen die Bestände beider Arten aufgestockt und vor der Ausrottung bewahrt werden könnten. Zwar sind die kleinen Büffel in ihrem Heimatland offiziell geschützt, doch hapert es nach wie vor an konkreten Schutzmaßnahmen, denn die illegale Jagd auf die Tiere ist nur schwer einzudämmen und auch ihr Lebensraum ist aufgrund der wachsenden Landwirtschaft im Rückgang begriffen.
Sehr gut geschrieben. Es ist wirklich schade , dass nicht mehr Zoos Anoas halten wo sie doch so interessant sind.